19.05.2022 / Aus dem Gemeinderat

Kahlschlag in den Gansäckern?

Keine Frage, der Anblick auf dem Flurstück 888, Gänsäcker am Radweg Richtung Mundelsheim war erschreckend. Bis auf einige wenige Bäume war die gesamte Fläche abgeholzt; für den außenstehenden Betrachter augenscheinlich richtiggehend „plattgemacht“.

So ist die Empörung in Teilen der Bürgerschaft nur allzu verständlich. Doch ist diese Maßnahme ein Beispiel für das, was in der Biotopverbundplanung vorgeschlagen wird. Einmal im Jahr darf das Umweltamt eine Aktion dieser Größenordnung aus eigener Zuständigkeit heraus durchführen.

Lange Zeit habe auch ich das Anlegen von Hecken in der ausgeräumten Agrarlandschaft für ein Allheilmittel gehalten. Heute wissen wir, dass Maßnahmen gegen den schnell fortschreitenden Rückgang von Pflanzen und Tierarten sehr viel komplizierter sind. Feldgehölze bieten in den ersten Jahren viele Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel und andere Tiere. Je schneller ein solches Gehölz jedoch dichter wird und somit verdunkelt, verschwinden diese Vorteile fast ganz. Seit der Einführung der industriellen Landwirtschaft ist die Vielfalt der unterschiedlichen Landschaftselemente extrem zurückgegangen. Hindernisse wurden beseitigt, alles wurde maschinengerecht eingeebnet. Artenvielfalt ist aber nun einmal abhängig von der Vielfalt in der Landschaftsstruktur. Das Rebhuhn beispielsweise braucht zum Überleben keine ausgeräumte Ackerflur und auch keinen dunklen Wald. Offene Landschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sich Felder, Wiesen und Streuobstwiesen immer wieder abwechseln. Auch kleinere Elemente wie Raine oder Steinhaufen sind wertvoll.

Um es kurz zu machen: Der Paukenschlag des Umweltamtes in den Gansäckern war sehr provokativ, denn nicht mit dem Gemeinderat abgestimmt. Andererseits wurde dadurch eine Reaktion in der breiteren Öffentlichkeit ausgelöst, die durch irgendwelche Aufrufe und Informationen im „Blättle“ nie erreicht worden wäre. Die Biotopverbundplanung der Gemeinde ist ein gutes Konzept. Die einzelnen vorgeschlagenen Maßnahmen müssen nun in den kommenden Monaten mit interessierten Bürgern und dem Gemeinderat ausführlich diskutiert werden.

Dazu besteht schon am 21. Mai bei der Radrundfahrt über die betroffenen Flächen die erste Gelegenheit!
(Näheres dazu im Ortsblatt bzw. über www.pleidelsheim.de)

Wenn wir das schaffen, sollten wir im Herbst mit der Umsetzung sinnvoller Einzelmaßnahmen beginnen können.

Für die OGL
Dieter Rohr

 

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